Im Zeitalter der rauchenden Schlote und Fabriken wirkt dieser westfälische Bauer aus Westbevern, obgleich im Jahre 1925 aufgenommen, wie aus einem anderen Jahrhundert. Gleichwohl hält auch in der Landwirtschaft während der Weimarer Republik der Fortschritt machtvoll Einzug. Und selbst während der schweren Wirtschaftskrisen in den 1920er Jahren kann sich der Agrarsektor insbesondere in Westfalen und im Rheinland als robuster Wirtschaftszweig behaupten. Auf der anderen Seite wird das Landleben trotz seiner Entbehrungen von Traditionalisten nun verklärt und so zum idyllischen Sehnsuchtsort vieler kulturkritischer Städter_innen.
Repräsentative Gemütlichkeit strahlt dieses Bild einer bäuerlichen Wohndiele aus, aufgenommen im Jahr 1920 im Berkenhof bei Echtrop. Ob diese Szenerie tatsächlich den realen Wohnverhältnissen zu der Zeit entspricht, ist jedoch fraglich. Wahrscheinlich handelt es sich eher um eine Inszenierung bäuerlichen Lebens.
Real hingegen ist dieses Bild: Ihre Pause redlich verdient hat sich eine Familie von Hof Mausthal in Nephten (Kreis Siegen-Wittgenstein). Während der Ernte ist in der Regel die gesamte Familie in die landwirtschaftliche Arbeit eingebunden. Auch Kinder sind während der Sommerferien voll eingespannt, wenn die Ernte schnell eingeholt werden muss. Erholung gibt es zwischendurch bei gemeinsamen Pausen mit den Erntehelfer_innen.
Noch in den 1930er Jahren pflügt manch ein Bauer seine Felder mit dem Ochs oder – wie hier – mit dem Pferd. Die Motorisierung der Landwirtschaft hält nur langsam Einzug und nicht jeder kann oder will sich die teuren Maschinen leisten.
Dennoch sieht man auch immer häufiger Traktoren im Einsatz, wie bei diesem Bauern, der gerade sein Feld umpflügt. Um die hohen Anschaffungskosten für die Maschinen auftreiben zu können, schließen sich Bauern zu Genossenschaften zusammen, die die Fahrzeuge gemeinsam nutzen.
Dennoch: Trotz aller Technik ist mühsame Handarbeit immer noch weit verbreitet. Zwei Feldarbeiterinnen bei der Kartoffelernte in Dortmund-Derne sammeln die Knollen in wenig bequemer Haltung ein. Am Horizont grüßen derweil die Insignien der neuen Zeit: die Schlote und Fördertürme einer Zeche.
Typisch für Westfalen ist die unmittelbare Nachbarschaft von ländlicher Lebenswelt und Monumenten des Industriezeitalters. Ein Schäfer mit seiner Herde blickt 1930 auf die Abraumhalden einer Zeche in Dortmund-Schüren. Ob sich die Tiere angesichts der rußigen Luft mit der Zeit in schwarze Schafe verwandelt haben, ist nicht überliefert…
Etwas störrisch zeigt sich diese Ziege vor der Industriekulisse Dortmunds. Kein Wunder, da sie von dem Mädchen doch gerade angepflockt wird. Viele Bergarbeiterfamilien halten in den 1920er Jahren zu Hause Nutztiere, um sich selbst mit Milch und Fleisch zu versorgen.