Weimar im Westen: Republik der Gegensätze

Timo Nahler

Timo Nahler ist wissenschaftlicher Volontär im Bild-, Film- und Tonarchiv des LWL-Medienzentrums für Westfalen.

 

Herr Nahler, was war Ihre Aufgabe bei der Konzeption der Ausstellung „Weimar im Westen“?

TN: Meine Aufgabe bestand vor allem in der Recherche und Aufbereitung historischen Filmmaterials. Zunächst habe ich unsere Bestände nach Filmen aus der Weimarer Zeit durchforstet und geschaut, welche Aspekte der Ausstellung sich anhand der vorhandenen Aufnahmen veranschaulichen ließen. Nach Auswahl der Filme, die größtenteils als 16 und 35 mm-Kopien vorlagen, mussten diese hochauflösend digitalisiert, geschnitten und optimiert werden. Wichtig war es zudem, Hintergrundinformationen zu den jeweiligen Filmen zusammenzutragen und natürlich auch die Nutzungsrechte zu klären.

 

Warum ist das Thema „Weimarer Republik in Rheinland und Westfalen“ für die Institution, an der Sie arbeiten, wichtig?

TN: In der Weimarer Zeit nehmen audiovisuelle Medien – das Radio, die Fotografie, der Film – eine ungeheure Entwicklung und gewinnen immer mehr an Bedeutung für die Menschen. Nicht von ungefähr geht die Gründung der Landesbildstelle, der Vorgängerinstitution des LWL-Medienzentrums, auf das Jahr 1928 zurück. Bis heute ist die Betrachtung der Weimarer Republik sehr stark auf die politische Dimension und auf das schillernde Berlin konzentriert. Unsere Bild-, insbesondere aber auch unsere Filmbestände dieser Zeit geben seltene Einblicke in eine Vielzahl bislang nur wenig beachteter Aspekte Weimars – fernab der Hauptstadt. Sie zeigen am Beispiel Westfalens unter anderem, wie facettenreich und gegensätzlich Lebenswelten und -entwürfe in den 1920er und 30er Jahren sein konnten, wie Tradition und Fortschritt miteinander einhergingen.

 

Was ist Ihr Lieblingsbild in der Ausstellung und warum?

TN: Mein Lieblingsbild in der Ausstellung ist tatsächlich eine Filmsequenz, und zwar die Amateuraufnahme eines Après Ski, die 1932 im hochsauerländischen Winterberg entstanden ist. Männer und Frauen feiern hier ausgelassen miteinander im Schnee. Dabei wirken die burschikos gekleideten, rauchenden und Bier trinkenden Frauen völlig entspannt und ungehemmt und es hat den Anschein, als seien sie den Männern in dieser Szene absolut gleichgestellt. In diesen Bildern manifestiert sich das Bröckeln alter gesellschaftlicher Zwänge und damit einhergehend das langsame Aufweichen starrer Rollenverhältnisse. Auch wenn die Emanzipation der Frau damals noch ganz am Anfang stand und zunächst sicherlich nur einen sehr kleinen Teil der deutschen Gesellschaft betraf, so erhielt sie während der Weimarer Republik doch viele grundlegende Impulse.