Weimar im Westen: Republik der Gegensätze

NIKLAS KIRSTEIN

Niklas Kirstein ist Historiker und studentischer Volontär am LWL-Institut für westfälische Regionalgeschichte.

 

Herr Kirstein, was war Ihre Aufgabe bei der Konzeption der Ausstellung „Weimar im Westen“?

NK: Für mich bestand die Mitarbeit an der Ausstellung vor allem in der Recherche und Einholung von Bildquellen für den Bereich Westfalen und Lippe, sowie in der anschließenden Mitgestaltung der Medienstationen. Die Recherche der Bilder hat mich dabei in viele Archive und Sammlungen von Minden bis Bochum geführt. Dabei konnte ich mit Hilfe der Archivar_innen vor Ort zum Teil Aufnahmen finden, die schon lange niemand mehr in den Händen gehalten hatte und somit ganz besondere Einblicke in die Geschehnisse vor Ort gewinnen. Zusammen mit den Kolleg_innen ging es dann darum, geeignete Bilder auszuwählen, sich um den Rechteerwerb zu kümmern und ihre Geschichte für die Medienstationen aufzubereiten.

 

Warum ist das Thema „Weimarer Republik in Rheinland und Westfalen“ für die Institution, an der Sie arbeiten, wichtig?

NK: Für das LWL-Institut für westfälische Regionalgeschichte steht die regionale Geschichte im Vordergrund. Abseits der oft behandelten Schauplätze der Weimarer Zeit ist es uns ein Anliegen, das Besondere der hiesigen Regionen zu zeigen. Wie passten Pumpernickel und Bubikopf zusammen? Wie formte sich die erste demokratische Zivilgesellschaft im „Labor Weimarer Republik“ abseits der politischen Zentrale? Wie wurde mit den zahlreichen Gegensätzen der Zeit und der Region umgegangen? In Westfalen und Lippe wurde die Auseinandersetzung zwischen Tradition und Moderne in besonderer Weise deutlich. Aus der Betrachtung der Originalquellen stellen sich einige spannende Fragen, denen im Rahmen einer solchen Ausstellung und darüber hinaus nachgegangen werden kann.

 

Was ist Ihr Lieblingsbild in der Ausstellung und warum?

NK: Tradition und Moderne kommen für mich in diesem Bild sehr schön zusammen. Ein für die Zeit sehr modernes Stück Technik, ein sogenanntes Detektorradio, wird von einem Mann bedient, der dabei eine traditionelle Pfeife raucht. Möglicherweise hat er den Apparat sogar eigenständig angefertigt und führt ihn hier nun für die Fotografie vor. Die Szene, die auch heute noch in ähnlicher Konstellation denkbar wäre, zeugt auch von einer gewissen westfälischen „Gelassenheit“ im Umgang mit den neuen Möglichkeiten der Zeit.