Weimar im Westen: Republik der Gegensätze

JULIA PAULUS

Julia Paulus ist wissenschaftliche Referentin am LWL-Institut für westfälische Regionalgeschichte und übernahm die Projektleitung für den westfälischen Teil des Gesamtprojektes.

 

Frau Paulus, was war Ihre Aufgabe bei der Konzeption der Ausstellung „Weimar im Westen“?

JP: Ich durfte neben der Mitarbeit an der inhaltlichen Konzeption der Ausstellung, also der Recherche nach Material, Festlegung der zu bearbeitenden Themen und Ausarbeitung von Texten, die Projektkoordination der Ausstellung und Publikation übernehmen. Das heißt: einen Überblick im Chaos behalten, Fäden zusammenhalten, Gespräche am Telefon oder vor Ort mit allen Projektbeteiligten führen und vor allem: daran teilhaben, dass die Freude und Faszination am Thema immer weiterwuchsen, je deutlicher die einzelnen Teile zu einem Ganzen verschmolzen.

 

Warum ist das Thema „Weimarer Republik in Rheinland und Westfalen“ für die Institution, an der Sie arbeiten, wichtig?

JP: Das LWL-Institut für westfälische Regionalgeschichte ist eines der wenigen zeithistorischen Forschungsinstitute, das sich auf der Ebene der Regionen mit historischen Wandlungsprozessen insbesondere im 20. Jahrhundert beschäftigt – also mit Brüchen und Kontinuitäten in der Politik, Wirtschaft, Kultur und im Sozialen. Und ohne Zweifel spielt die Epoche der Weimarer Republik bei all diesen Fragen nach dem Verhältnis von Tradition und Wandel eine herausragende Rolle. Vor allem aber bietet gerade die Beschäftigung mit der ersten deutschen Demokratie auch für unsere Demo­kratie entscheidende Erkenntnisgewinne.

 

Was ist Ihr Lieblingsbild in der Ausstellung und warum?

JP: Mein Lieblingsbild ist das Foto der vier Damen, die – gekleidet in der traditionellen Bergmannskluft – 1921 die Zeche Preußen I in Lünen besuchten. Zwar wird deutlich, dass diese Kluft eher eine Verkleidung als eine Arbeitskleidung für die Frauen darstellt, dennoch wissen sie sich stolz und selbstsicher auf dem Foto zu präsentieren. Es ist die Zeit des Umbruchs und der großen Verhandlungen – auch darüber, wie Frauen und Männer zukünftig leben, Politik machen und vor allem gleichberechtig miteinander arbeiten wollen.