Weimar im Westen: Republik der Gegensätze

Andreas Feddersen

Herr Feddersen, was war Ihre Aufgabe bei der Konzeption der Ausstellung „Weimar im Westen“?

AF: Meine Firma (musealis) wurde mit der Gestaltung und technischen Realisierung der Ausstellung beauftragt. Unsere 2015 mit Stephan Zänker (Geschäftsführer des Weimarer Republik e.V.) entwickelte Idee, eine multimediale Wanderausstellung über die Weimarer Republik in Kuben mit vielen Medienstationen und Filmen auf Großbildschirmen zu realisieren setzt hier nahtlos an – diesmal allerdings mit der besonderen Gewichtung auf das Rheinland sowie Westfalen-Lippe.

 

Warum ist das Thema „Weimarer Republik in Rheinland und Westfalen“ für die Institution, an der Sie arbeiten, wichtig?

AF: Credo unserer Ausstellungen ist es, Geschichte sinnlich erfahrbar zu machen. Die Weimarer Republik ist hierfür auf besondere Weise prädestiniert, da eine Fülle von Bildern und Filmen aus dieser Zeit existieren, die eine ideale Grundlage dafür bieten, das Lebensgefühl, das sich mit dieser Zeit verbindet, zu inszenieren. Spannend finde ich auch, dass in fast jedem Thema der Weimarer Republik sich ein Link zu unserer Gegenwart finden lässt. Viele soziale Errungenschaften, die heute wieder auf dem Prüfstand stehen, fußen in der Zeit der Weimarer Republik. Die Ausstellung soll damit auch einen Ort für eine differenzierte öffentliche Diskussion über Gegenwartsthemen schaffen, vor der historischen Folie der Weimarer Republik.

 

Was ist Ihr Lieblingsbild in der Ausstellung und warum?

AF: Mein Favorit ist die Frau auf dem Motorrad, weil sie die Gegensätze dieser Zeit so eindrucksvoll auf den Punkt bringt und so vieles zugleich thematisiert. Sie steht symbolisch für die neue, selbstbewusste Frau der Weimarer Republik, deren Wege mit Sicherheit nicht so zielgerade und widerspruchsfrei waren, wie dieses Bild in seiner Dynamik auf den ersten Blick vermuten lässt. Man hat das Gefühl, sie fahre förmlich aus dem Bild heraus und bricht damit alle Traditionen des vielerorts vorherrschenden konventionellen Frauenbildes. Zugleich bildet das Bild eine Brücke in die Gegenwart, denn es zeigt die Großmutter des heutigen Besitzers der Motorradmanufaktur AWD, die in der Weimarer Republik gegründet wurde.