Die Republik macht’s möglich: Erstmals kommen die arbeitenden Menschen vermehrt in den Genuss von zumindest einigen wenigen bezahlten Urlaubstagen. Große Sprünge können sich die von Krieg und Inflation verarmten Deutschen zwar nicht leisten, doch auch in der Heimat gibt es schöne Ecken, wie am Rhein und im Sauerland, die mit ihren Attraktionen werben. Die noch junge Tourismusbranche erlebt ihren ersten Boom.
Urlaub vor der eigenen Haustür verspricht das Luft- und Sonnenbad in Hombruch-Kirchhörde (Landkreis Hörde, heute im Süden Dortmunds gelegen). Die neue Lust auf Sonne und eine gesunde Bräune bringt auch eine freizügigere Bademode mit sich.
Zum Gruppenbild - mit nur einer Dame - formiert sich diese Sängergruppe aus Hamm um 1924 (auf Burg Altena, der ersten Jugendherberge der Welt). Die Vorteile von Gruppenreisen, häufig im Kreise von Vereinskamerad_innen, liegen auf der Hand: Neben der Geselligkeit sind sie deutlich günstiger als Individualreisen.
Ausflügler_innen posieren 1924 vor der Möhnetalsperre bei Soest. Mit ihrer 40 Meter hohen und 650 Meter langen Staumauer ist das 1913 eingeweihte Bauwerk ein beliebtes wie imposantes Ziel. Während des Zweiten Weltkriegs greifen im Mai 1943 britische Flugzeuge die Talsperre an und lösen damit eine Flutwelle aus, die mehr als 1.200 Menschen das Leben kostet.
Last minute auf die Malediven, nach Bali oder in die Dominikanische Republik? All dies liegt in der Weimarer Republik außerhalb jeder Vorstellungskraft. In den 1920er Jahren will (und kann) man in der Regel eher bodenständiger verreisen. Darum werben auch Regionen wie das Münsterland mit aufwendig produzierten Broschüren für sich - immerhin versprechen die zum Teil gut betuchten Besucher_innen neue ungeahnte Einnahmequellen.
Auch Städte, deren Attraktivität oder gar Existenz heute gerne bestritten werden, werben eifrig in eigener Sache. "Bielefeld am Teutoburgerwald" schaltet großzügige Anzeigen, in denen die landschaftlichen Reize der Stadt und des Umlands angepriesen werden. Der städtische Omnibusbetrieb bietet Sonderwagen für alle Lebenslagen an: "für Hochzeiten, Beerdigungen, Schul- und Vereinsausflüge jederzeit".
Fast wirkt es so, als müsse jeden Augenblick Peter Lustig aus dem Wohnwagen heraustreten. Doch handelt es sich hier um den Wohnwagen einer Familie, die damit an der Ems bei Greven (Westfalen) campte. Naherholung durch Camping lag auch 1932 schon im Trend. Ein umgebauter Bauwagen dient hier als Caravan.
Diese Bilder stammen aus Schirrmanns Album, entstanden an Pfingsten 1932 bei einer Fahrt nach Ostpreußen. Seine Idee der Jugendherberge wird derweil ein Welterfolg: Heute gibt es in 90 Ländern über 4.000 Herbergen, allein in Deutschland sind es rund 460, die unter anderem eine günstige Form des Reisens ermöglicht.
Das Reisen per Luftschiff - hier die Graf Zeppelin 1930 über Münster - wird in der Weimarer Republik zum Inbegriff des Fortschritts. Die exklusiven Fernreisen kann sich freilich nur ein Bruchteil der Bevölkerung leisten - für den großen Rest bleibt immerhin die kostenlose Attraktion am Himmel. 1929 schafft der fast lautlose Riese sogar eine Weltumrundung: fast 50.000 km in 35 Tagen. 1937 endet die Ära der „fliegenden Zigarren“ abrupt mit der Brandkatastrophe des Luftschiffs „Hindenburg“.
Mondänen Luxus bietet das Reisen an Bord der Graf Zeppelin: 10.000 Reichsmark kostet allein die "Weltfahrt" über New York, Los Angeles und Tokio. Geliefert wird dafür ein tadelloser Service, wie der Blick in den Speisesalon zeigt. Auf maximal 25 Gäste kommen fast doppelt so viele Besatzungsmitglieder!